Ein Khan kommt selten allein
Man hätte es ahnen können: Warnungen gab es jedenfalls genug. Jetzt ist die Empörung groß: Netanjahu und Gallant könnten demnächst mit internationalem Haftbefehl des ICC gesucht werden.

Daran ist manches, ja fast alles inakzeptabel, allen voran die - absichtlich erfolgte? - Gleichsetzung mit den Führern der Hamas, die das entsetzliche Morden des 7. Oktobers zu verantworten haben. Eine Barbarei, die von vielen gerne vergessen wird, an die uns aber die Beisetzung von Shani Louk noch einmal ausdrücklich erinnert.

Mantraartig wird zwar wiederholt, dass Israel - natürlich, logo, eh klar - das Recht habe, sich gegen diese Massaker zu wehren, zu verteidigen, weitere Barbareien unterbinden dürfe, aber halt nicht so. Wie genau aber soll sich Israel gegen einen Feind verteidigen, der sich unter die Zivilbevölkerung mischt, diese als Schutzschild missbraucht und jede Aktion Israels in einen Angriff auf die Zivilbevölkerung umwandelt?

Warum dauern die Kämpfe eigentlich schon über ein halbes Jahr? Als könnte Israel dieses kleine Territorium nicht binnen Tagen erobern, zerstören, auslöschen? Genau das passiert aber gerade nicht. Deshalb dauert es auch so lang.

Sicher, die harten Worte der ersten Tage waren nicht hilfreich, das Kappen der Wasserversorgung auch nicht (wurde nach wenigen Tagen aufgehoben), und sicher ist es im Verlauf der Kämpfe auch zu inakzeptablen Aktionen der IDF gekommen. Die natürlich untersucht werden müssen. Aber das kann - oder sollte - der demokratische Staat Israel selbst tun.

Ich habe keine Sympathien für Netanjahu, aber wer sagt, Israel begehe Kriegsverbrechen, der muss auch sagen, wie er sich den Kampf gegen die Hamas-Terroristen vorstellt. "So nicht" ist wohlfeil. Israel ist der einzige Staat der Welt, der sich seit seiner Gründung tagtäglich gegen seine Auslöschung wehren muss, und daran wird sich so schnell nichts ändern.

Beendet die Hamas den Terror, beendet sie damit auch das Leiden der Bevölkerung von Gaza, die sie quasi in Geiselhaft genommen hat.

Der ICC hat allen Antisemiten dieser Welt eine bequeme Rechtfertigung für ihr Tun gegeben. In Israel wird sich dagegen das Gefühl verstärken: Wir sind allein, nur wir selbst können uns verteidigen.

Aber kann Israel das wirklich allein?




damals am 21.05 2024, 14:24  |  Permalink
"Wie genau aber soll sich Israel gegen einen Feind verteidigen, der sich unter die Zivilbevölkerung mischt, diese als Schutzschild missbraucht und jede Aktion Israels in einen Angriff auf die Zivilbevölkerung umwandelt?" Genau das ist die Frage, und genau dieser Frage weicht die israelische Kriegsführung aus. Einem guerillaartig operierenden Feind kommt man nicht mit Bombardements und Gefechten bei, damit treibt man höchstens die mitbetroffene Bevölkerung in der Nähe der Guerillas - was diese ja von Anfang an so gewollt haben. Sinnvoller wäre Sicherung der Staatsgrenze, Anrufung der UNO um Friedenstruppen, Verhandlungenen über schnellen Austausch der Geiseln. Der Zeitpunkt ist günstig: Auch auf der Seite der Araber ist der Wille, anstatt mit dem Furor der Hamas unterzugehen lieber mit einem verlässlicherem Partner wie Israel zusammenzuarbeiten, deutlich gewachsen.
In Israel selbst gehen Zehntausende auf die Straße, um das durchzusetzen, die brauchen Unterstützung. Warum wird denn jetzt so lautstark eine andere Politik durch Israel gefordert, aber nicht eine andere Politik durhc die Hamas? Weil bei der Hamas eh Hopfen und Malz verloren ist, das ist eine menschenverachtende, menschenschlachtende Terrororganisation, der niemand noch irgendeine vernünftige Reaktion zutraut - in Israel dagegen ist die Demokratie noch lebendig, hier sind Änderungen möglich, hier kann sich das Gute durchsetzen. Und daher muss es hier auch gefordert werden.

avantgarde am 21.05 2024, 15:00  |  Permalink
UN Friedenstruppen in Gaza? Fragen Sie mal die Hamas, was die davon hält. Friedenstruppen können - wenn überhaupt - nur zur Überwachung von Friedensabkommen entsendet werden, und auch da scheitern sie regelmäßig.

Und nach der Komplizenschaft der UNRWA mit der Hamas und der generellen Feindseligkeit der UN gegenüber Israel dürfte Israels Vertrauen in solche Truppen höchst begrenzt sein.

Verhandlungen über die schnelle Freilassung von Geiseln? Ich fürchte, da ist nicht mehr viel freizulassen.

"das ist eine menschenverachtende, menschenschlachtende Terrororganisation, der niemand noch irgendeine vernünftige Reaktion zutraut"

Eben. Was soll da verhandelt werden?

che2001 am 05.06 2024, 16:39  |  Permalink
"Die Hamas macht keine Politik. Sie führt auch keinen bewaffneten Kampf. Was sie macht ist die sinnlose Aneinanderreihung irrationaler Racheakte".

Nayef Hawatmeh, Demokratische Front für die Befreiung Palästinas.

che2001 am 05.06 2024, 16:43  |  Permalink
Dennoch halte ich es für den falschen Weg, ganz Gaza in eine Trümmerwüste zu verhandeln. Und internationale Friedenstruppen dürften dann eben keine Blauhelme sein, sondern eher so etwas wie die internationalen Friedenstruppen im Libanon 1982 (USA, Fr, GB, Italien). Ich weiß, dass ausgerechnet die von der Hizbollah mit den ersten Sprengstoff-LKW-Attentaten überhaupt hinausgebombt wurden, aber damals war die Stimmung der ganzen arabischen Welt gegen sie, das wäre heute diametral umgekehrt.

avantgarde am 05.06 2024, 17:38  |  Permalink
Wenn Friedenstruppe, dann bitte nicht à la Srebrenica.

che2001 am 05.06 2024, 23:45  |  Permalink
Genau das meinte ich. Das Mandat dieser Friedenstruppe war so robust, dass ein Schlachtschiff zum Einsatz kam.