Montag, 12. Februar 2024
Marina Zwetajewa nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Prag
Klage des Zorns und der Liebe!
Salz, das auf Augen ruht!
Oh, und Böhmen in Tränen!
Oh, und Spanien im Blut!

O schwarzer Berg, der du das
Licht verdunkelt hast!
Zeit ists, Zeit, dem Schöpfer
hinzuwerfen den Paß.

Ich weigre mich, zu leben
im Tollhaus, unter Vieh.
Ich weigre mich, ich heule
mit den Wölfen nie.

Ich weigre mich, zu schwimmen
als Hai des Lands, stromab
den Strom gebeugter Rücken —
ich weigre mich, lehn ab.

Ablehn ich, daß ich höre,
ablehn ich, daß ich seh.
Auf deine Welt des Irrsinns
gibt es nur eins: ich geh.

Frei übersetzt von Karl Mickel

(Aus dem Zyklus von "Gedichten an das Tschechenland", in denen sie ihr ehemals geliebtes Deutschland scharf verurteilt und sich mit der Tschechoslowakei, die ihr Zuflucht geboten hatte, solidarisiert.)

Das Original:

О слёзы на глазах!
Плач гнева и любви!
О Чехия в слезах!
Испания в крови!

О чёрная гора,
Затмившая весь свет!
Пора, пора, пора
Творцу вернуть билет.

Отказываюсь быть.
В Бедламе нелюде́й
Отказываюсь жить.
С волками площадей

Отказываюсь выть.
С акулами равнин
Отказываюсь плыть
Вниз по теченью спин.

Не надо мне ни дыр
Ушных, ни вещих глаз.
На твой безумный мир
Ответ один — отказ.