Das Wohnen der Anderen
Ich will mich ja nicht beklagen, aber so direkt am Englischen Garten wohnen... nur einen Euro-Jackpot entfernt.
Ein Onkel von mir wohnte Ende der 1970er mal am Anfang der Keferstraße, direkt am Schwabinger Bach. War allerdings ein von außen hässliches Haus, seine Wohnung hatte jedoch eine tolle Terrasse.
Es war auch vor allem der Garten und die Lage, die mir hier gefiel. In dieser Gegend gibt es natürlich wesentlich prunkvollere Häuser, aber das hier hat ein sehr angenehme Ausstrahlung.
Etwas älter, relativ bescheiden, human, sicher geschmackvoll eingerichtet.
Das rechte Fenster und der blühende Baum macht es.
Bei den beiden Dachgauben bin ich mir nicht sicher, ob die nicht nachträglich eingebaut wurden.
Ziemlich sicher später eingebaut, ja. Klingt komisch, aber so könnte man sich ein Elternhaus vorstellen.
Die Cousine meiner Mutter wohnte in einem ganz ähnlichen Haus* in Nymphenburg am Kanal. Bei ihr durfte ich auch immer wochenlang wohnen, wenn ich in München jobbte - und bei meiner Schwester Amaryllis, die hatte aber nur eine Ein-Zimmer-Wohnung in Pasing.
Ich verstehe, was Sie meinen. Ich bin in noch älteren Häusern** mit noch größeren Gärten aufgewachsen, ein großes Privileg.
* ohne nachträglich eingebaute Dachgauben, sondern mit nur einem traditionellen "Auge"
** gehörten uns leider alle nicht, eins davon wurde von einem Millionär gekauft. Vorigen Sommer kam ich zufällig daran vorbei, die Fassade leuchtete in mandarinorange - krass. Passte nicht zun Stil des Hauses.
Ich bin derzeit auf der Suche nach einem schönen alten Haus mit großem Garten im bayrischen Voralpenland. Mit viel Zeit.
Dafür ist es noch zu früh aber im Prinzip schon.
Es ist ein großes Privileg, in einer schönen Gegend aufgewachsen zu sein. Das verstehe ich erst jetzt, (so Gott will) auf der Hälfte meines Lebens so langsam. U.a. prägt es das Lebensgefühl.
Ich bin vier Kilometer von der Ostsee entfernt groß geworden. Die Sommer meiner Kindheit haben wir auf einem Campingplatz hinterm Deich verbracht, wir haben den ganzen Tag mit den an-deren Camperkindern in der Natur gespielt sind zwischendurch baden gegangen.
Die Fahrradtouren im Familienkreis führten uns durch weites Land mit blühenden Rapsfeldern.
In meiner Pubertät bin ich auch noch im Herbst, wenn es dunkel war und stürmte, mit dem Rad zum Strand gefahren.
Die endlosen Rapsfelder waren das, was mir an Norddeutschland besonders gefallen hat. Ich glaube, im Mai ist es im Norden oft schöner als in Bayern (hier regnet es dann oft).
Auch die Apfelblüte im Alten Land bei Hamburg ist wunderbar.
Der Darß an der Ostsee ist auch eine herrliche Landschaft. Und Hiddensee mit seinem Sanddorn.
Aber dieser April ist traumhaft. Die Kastanien und der Flieder blühen grandios. Heute war es zwar etwas diesig, aber morgen soll wieder blauer Himmel sein.
Mal sehen, ob ich nochmal blühende Kirschbäume sehe, aber ich fürchte, es war etwas zu windig in den letzten Tagen.
Dieser April ist traumhaft, in Bayern wie in Norddeutschland. Morgen sollte ich auch mal wieder gucken, was "da draußen los ist".
Ich brauche die Weite des Horizonts - im wahren, wie im übertragenen Sinne des Wortes.