Sonntag, 29. März 2020
Überfluss in Zeiten der Corona


Von meinen Einkäufen auf dem Viktualienmarkt habe ich ja schon erzählt. Ein wenig nachdenklich stimmt mich der Überfluss, so sehr ich ihn derzeit auch genieße.

Der Mythos von der "gscherten Marktfrau", wie sie von der unvergessenen Ida Schumacher verkörpert wurde, hält sich ja hartnäckig, stimmt aber längst nicht mehr. Doch nie waren die Händlerinnen (und Händler) so freundlich, ja herzlich. Ihre Sorgen - und sie haben Sorgen - lächeln sie tapfer weg. Man spricht miteinander, und der Abstand ist kein Problem. Ich kaufe fast alles, was ich brauche, auf dem Markt ein.

Es ist teuer, ja. Dafür ist das Handy alt, ein Auto brauche ich nicht, und das Einkaufen auf dem Markt gehört einfach zum Leben. Die Zeit in Frankreich hat mich da geprägt.

Derzeit ist das ein "Käufermarkt", wie man ihn eigentlich bei Katastrophen nicht kennt. Vielleicht kommt es noch anders? Ich spekuliere nicht darauf, aber vielleicht bekomme dann ich das letzte Kilo Kartoffeln oder Äpfel, und nicht der arrogante Typ, der jetzt seine finanzielle Überlegenheit raushängen lässt.

Man hilft sich. Heute so, morgen vielleicht so. Und der Geschmack einer reifen Himbeere im Mund erinnert an Normalität, die es seit über einer Woche nicht mehr gibt.



Wenn die Werktage jetzt wie Sonntage sind


Wie sind dann die Sonntage?

Auf dem Marienplatz ein paar einsame Gestalten. Kleinkinder sausen mit ihren Minifahrrädern rum. Aber in den Gassen der Altstadt hallen die Schritte. Man liest die Zettel an den Schaufenstern. Auf einigen steht: Bis 31. März geschlossen. Das sind die Optimisten.

Im Alten Peter wäre am Vormittag eigentlich Gottesdienst. Fällt aus. Totenstille, und ich meine wirklich Totenstille. Zwei Besucher, kein Pfarrer zu sehen.

Ich besuche ja Kirchen nur aus kunsthistorischem Interesse.



Es muss nicht immer Tegernsee sein
St. Nikolai am Gasteig

Auch in München ist Frühling, und das direkt am Gasteig.

https://de.wikipedia.org/wiki/St._Nikolai_am_Gasteig



Arroganz eines Oberbürgermeisters
Wahlbrief

Heute ist Stichwahl in München. Die AZ fragt dazu beide Kandidaten:

1. Warum sollten die Münchner Sie und nicht Ihren Konkurrenten/Ihre Konkurrentin wählen?

2. Was kann der neue OB unmittelbar nach der Wahl zur Bewältigung der Corona-Krise beitragen?

3. Gehen Sie davon aus, dass Sie alle im Wahlkampf angekündigten Maßnahmen trotz der Krise in vollem Umfang finanzieren können?

Völlig legitime Fragen angesichts der Lage. Kristina Frank (CSU) antwortet sachlich, ohne Polemik gegenüber dem politischen Gegner.

Und Dieter Reiter (SPD)?

"Ich bitte um Verständnis, dass ich in Anbetracht der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg und nachdem die politischen Positionen zwischen den Stichwahlkandidaten hinlänglich diskutiert wurden, parteipolitische Äußerungen derzeit bis auf Weiteres für nicht angebracht halte."

Und das, mit Verlaub, ist eine Unverschämtheit. Ganz abgesehen davon, dass über 20% die Kandidatin der Grünen gewählt und sich daher möglicherweise bisher mit den Positionen der beiden Stichwahlkandidaten eher weniger beschäftigt haben.

Da Reiter die absolute Mehrheit nur knapp verfehlt hat, glaubt er sich das leisten zu können. Fragen sind da eher lästig.

Die Meinungen der Münchner zu Reiter gehen eher auseinander. In der Geschäftswelt eher in Richtung "eine Pfeife".

Ich rauche nicht.



Luxusprobleme
Samstag auf dem Viktualienmarkt folgendes eingekauft:

Pata Negra Schinken, Schrobenhausener Spargel (Spitzen, von der Marktfrau gleich geschält), Thunfisch-Sashimi von Poseidon, Pralinen von Sama Sama, frisches Bärlauch Pesto, italienische Erdbeeren (verblüffend aromatisch) und eine Flasche Brunello di Montalcino.

Wenn das so weiter geht, muss ich doch noch die Soforthilfe Corona beantragen...